Komplettes Update-review nach 4 1/2 Jahren.
In dieser Zeit habe ich viel mit meinen Gitarren/Bässen experimentiert, Strings, PUs, Schaltungskniffe... Einsatz in diversen musikalischen Kontexten. Mittlerweile baue ich meine aktiven Elektroniken selber und habe auch sonst in vielen Punkten meine eigene Sichtweise entwickelt... Das nur vorweg.
Der Korpus ist hier bekanntlich aus Ahorn, was für Gitarren ziemlich, für Bässe immerhin einigermaßen ungewöhnlich ist. Lustigerweise habe ich sogar noch einen zweiten Ahorn-Bass; kann ich klangliche Gemeinsamkeiten erkennen? Nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Die Spezies als solche hat hier mMn keinen so großen Einfluß, aber die physikalischen Eigenschaften spielen sehr wohl, wobei es dann aber auf die genaue Konstruktion ankommt.
Der Hals ist hier mehrstreifig (bei Budget Bässen wohl eher als Kompensation der Nutzung suboptimaler Hölzer), und gewinnt dadurch mglw. etwas an Steifigkeit. Aber letztendlich ist es nunmal ein SR-Hals, also dünn und flach und dadurch mit wenig Masse versehen. Da der Korpus aber aus Ahorn ist und daurch (gerade für SR-Verhältnisse) hart, schwer und steif, hat dieser kleine Hals gegen den Korpus keine Chance; er ist korpusseitig "locked", quasi wie in einem Schraubstock, und kann die Schwingung nicht auf den body übertragen. Es schwingt also in allererster Linie nur der Hals, und das produziert eine ganz bestimmt response beim Spiel; ich persönlich mag sie nicht so besonders - sie gibt mir regelrechte "Spaghetti-vibes", ja, man hat das Gefühl, eine weiche Nudel in der Hand zu halten.
Hätte Ibanez hier konstruktionsmäßig was besser machen können? Joa, schon. Besseres, härteres Ahorn und/oder Ebenholz fürs Griffbrett (out of range, in dieser Preisklasse), das Ahorn rösten (NICHT out of range!) oder aber: Warum nicht einfach ein anderes Halsprofil? GSR wäre mein persönlicher Favorit, etwas breiter oben, weniger Verjüngung, insgesamt gerader und massiger... oder gleich 3-streifig SRX, das hätte deutlich mehr Substanz. Schon klar, man möchte der SR-Fangemeinde die bekannte Flitzefinger experience geben (i guess...), aber in diesem konkreten Fall jumped Ibanez den shark, und mehr Masse hätte dem Instrument gut getan.
Gut, mit diesen wortreichen Ausführungen endet aber auch schon die Liste der Dinge, die ich am 370EF nicht mag - ansonsten ist der Bass top!
Gerade wenn man ein Instrument täglich benutzt, damit aufnimmt etc., dann werden über kurz oder lang die wirklich entscheidenden Schwachstellen aufgedeckt. Aber erstmal noch kurz zu Schwachstellen, die ich persönlich nicht entscheidend finde, die aber für viele eine Rolle zu spielen scheinen: Keinerlei Mängel in der Verarbeitung. Mechaniken solide, Bridge gut, Finish excellent, hier ist nichts dran...nichts.
Okay, weiter also im Text, mit den Dingen, auf die es ankommt - aber noch kurz was zu meinem setup: Ich spiele ihn "momentan" mit Rotosound black nylon strings; wobei "momentan" mit guter Wahrscheinklichkeit auch noch sehr lange fortwähren kann - es ist eine super Kombi. Tuning ist C Standard, womit die nylons etwas freier schwingen. Mit leichtem touch und dem richtigen EQing und FXing in Cubase bekommee ich krass deepe, fast synth-artige sounds hin.
Also ja: Der 370EF hat einen Sound. Er hat nicht das Mördersustain, der preamp ist manchmal zickig und scheint sich zu weigern, da einzugreifen, wo ich es gerne hätte, aber unterm Strich konnte ich mit ihm Sachen aufnehmen, die eben nur mit ihm so cool klangen - oder überhaupt funktioniert haben. Er kann nicht alles, hat aber seinen Platz in meinem Arsenal.
Zur Elektronik: Nunja ich werde sie demnächst gegen eine selbstkonstruierte austauschen, deswegen bin ich bei ihrer Bewertung vielleicht etwas unemotional gerade. Aber objektiv betrachtet ist das, gerade für die Preisklasse, ein sehr anständiger preamp, mit viel Hub in allen Bändern, akzeptabel gewählten center frequencies, unproblematischem Rauschverhalten und ausreichend Headroom. Die Batterie wird über einen Klappdeckel erreicht, und man kann zwischen Single Coil- und Humbucker- Betrieb umschalten. Ehrlich Leute: Was wollt ihr mehr?
Dann: Die Mechaniken sind 1A. Die Bridge ist PERFEKT! Nicht zu wenig Masse, nicht zu viel; und die Saiten lassen sich sekundenschnell austauschen - WARUM IST DAS NICHT STANDARD?
Also Freunde: Das ist nicht irgendein wegwerf-billig- Instrument, das ist ein absolut solider, erwachsener Bass. Von meiner Seite aus gibt's ne eindeutige Empfehlung, auch wenn ich mich nach der 5-Saiter Version umschauen werde (Die Thomann derzeit LEIDER nicht führt...), um etwas mehr Steifigkeit im Hals zu haben.