Am Godin gefällt mir neben seinem außergewöhnlichen Design auch die "Holzigkeit", die sich in einem sehr facettenreichen und natürlichen Klang ausdrückt. Der Bass kann laut und druckvoll, bleibt trotzdem definiert und eben "holzig". Er lässt sich sehr leicht zum Singen bringen, die Bespielbarkeit ist in allen Lagen traumhaft. Es macht Spaß, sich unplugged mit dem Instrument zu beschäftigen, oder mit Kopfhörer oder Amp verschiedene Klangräume zu erforschen.
Als Kritikpunkt sehe ich die Kopflastigkeit - mit einem Neoprene Gurt hängt er gut in Position. An einem Nappaleder-Gurt rutscht er mir dagegen zu stark in die Greifhand und das lenkt mich ab.
An die geniale Elektronik musste ich mich erst rantasten. Anschluss "Mix" ist der übliche für aktive Instrumente. Mit
einem zweiten Kabel angeschlossen nimmt "Mix" den Piezo und "electric" den magnetischen PU ab. Das dürfte aber eher zum Experimentieren im Studio interessant sein, als auf dem Gig. Der 13-polige Synthie-Anschluss ist ab Modelljahr '21 mit Einführung des LR Baggs Steg-Piezos entfallen.
Auch über den Mix-Anschluss mit nur einem Kabel kann der Sound in weiten Bereichen variiert werden, da beide Abnehmer getrennt regelbar sind: der magnetische Lace oben auf der Zarge über Drehpotis für Volume (körperzugewandt) und "Tone" für satte low end / low mids betonte Sounds, die super zum Instrument passen.
Den LR Baggs Steg-Piezo regelt man über die Schiebe-Potis auf der Decke, von oben nach unten Volume, Treble, Mid, Bass. Allein damit klingt der Godin sehr natürlich, akustisch offen und "leicht", höhen- und obertonreich. Der unterste Regler "saturation" macht den Klang knurriger und fetter. Der "fat switch" links der Schiebepotis boostet nochmal die low mids.
Dreht man beide PUs auf und mischt somit die Sounds, eröffnet sich ein breites Experimentierfeld.
Die Verarbeitung ist grundsätzlich top, ein feines Holz-Instrument! Allerdings scheint Godin die Decke nicht ohne Wellen aufbringen zu können: das erste Exemplar gefiel mir nicht, wurde durch Thomann problemlos ausgetauscht. Das zweite Exemplar ist auch nicht perfekt, aber ok für mich (ich gebe zu, ich habe an die Verarbeitung von Holzinstrumenten in diesem Preis-Segment hohe Ansprüche).
Mit seiner Natürlichkeit und seinem Charakter habe ich mich in den Godin mittlerweile komplett verliebt. Wer mit einem Fretless liebäugelt: unbedingt antesten!